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Predigt beim Pfarrfest-Gottesdienst am 14.6.2015 in Heilig Geist – "Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät" - selbst wenn dieser Vorgang heute mit mehr Technik und Präzision betrieben wird, als es zur Zeit Jesu möglich war; selbst wenn man heuten den Boden für den Samen optimal vorbereitet: Es ist nach wie vor immer das gleiche: Ob der Samen aufgeht, liegt letztlich nicht in der Hand dessen, der sät. Der Sämann muss warten, warten, ob etwas wächst.

Warten! Es liegt nicht in der Hand von Eltern, ob ihre Kinder die wohlgemeinten Ratschläge, Wertvorstellungen und Erziehungsgrundsätze für sich übernehmen. Denn sie sind Säleute, nicht Wachstumsmacher. Es liegt nicht in der Hand der Lehrerinnen und Lehrer, ob die Schüler durch ihre Vermittlung von Wissen und ihre soziale Erziehung zu ganzen Menschen und reifen Persönlichkeiten werden. Lehrerinnen und Lehrer können nichts anderes tun als säen und warten in Geduld.
Denn Säleute sind sie und nicht Wachstumsbeschleuniger. Es liegt nicht in der Hand des Arztes, ob seinem Patienten die verordnete Medizin Linderung und Heilung bringt. Er kann die Diagnose stellen und das Rezept ausstellen. Ob es der Körper annimmt und darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Denn der Arzt ist kein Mechaniker, er ist Heilung Versuchender. Es liegt nicht an der Klugheit eines Politikers, dass Friede möglich ist und Gerechtigkeit für alle. Politiker sind Menschen wie wir alle. Die einen sind mehr, die anderen weniger für dieses Geschäft geeignet - doch alle ausgestattet mit viel gutem Willen und Wissen, bereit, ihre Zeit, ihre Nerven, ihr Wissen und Können einzubringen, um Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben. Auch in der Politik braucht gut Ding gut Weile. Säleute sind sie, unsere Politikerinnen und Politiker, keine Macher und Taktierer. Ihre Tauglichkeit fürs politische Geschäft heißt oft genug Geduld mit allen, erst recht mit dem Gegner.

Es liegt auch nicht in der Hand des Seelsorgers und der Seelsorgerin ob das gut gemeinte Wort am Sonntag einen Menschen ins Herz trifft und ihm hilft, weiter, intensiver, froher und erlöster zu glauben und zu leben. Wir von der Seelsorge sind Säleute. Säen, säen und nochmals säen - das müssen wir genauso wie die Eltern, die Lehrer, die Ärzte, die Politiker und viele andere Berufe, die es mit Menschen zu tun haben. Aussaat ist unser Beruf, nicht die Ernte.

Doch wenn wir so am Saen sind, dann geht es uns oft wie jenem Mann in einem chinesischen Märchen: Er war sehr betrübt darüber, dass sein Korn nicht recht wachsen wollte. So versuchte er, die Halme selbst in die Höhe zu ziehen. Nach dieser Arbeit kam er heim und sagte zu seinen Leuten: "Ich bin jetzt müde, aber es wird...! Ich habe meinem Korn geholfen zu wachsen." Sein Sohn lief hinaus, um sich das anzusehen, fand aber alle Halme verwelkt. .Es gibt viele Menschen in der
Welt, die dem Korn beim Wachsen gerne nachhelfen würden!


Ja, so sind wir! So oft möchten wir etwas nachhelfen, statt in Geduld zu warten. Eltern üben Druck aus, Lehrer verteilen Zensuren, Ärzte greifen zum Skalpell, Politiker drohen mit Sanktionen, Seelsorge entwickelt ausgeklügelte Pastoral- und Strukturpläne - und dann wundert man sich, wenn oft nichts herüberkommt. Die Gleichnis-
erzählung vom Sämann könnte uns Ungeduldige zu mehr Geduld ermuntern und uns zweitens die Augen dafür öffnen, dass in einem winzig kleinen Samenkorn die Chance steckt, sich hundertfach, sechzigfach oder auch nur dreißigfach zu vermehren. Ein Wunder, ein unsichtbares Wunder! Doch man muß warten und kann es nicht "machen".


Aber auch das gibt es, und sicherlich haben Sie das auch lebt: dass sie vor einem Erfolg, vor einer Ernte standen, dass Sie eigentlich schon aufgegeben hatten. Die wichtigste Tugend des Sämanns ist die Geduld...Geduld lässt wachsen, Ungeduld tötet.Der Mensch kann nicht die Halme selbst in die Höhe ziehen. Wachstum kommt nicht von außen, sondern von innen, aus dem Boden, und das braucht Zeit.


Das sind wir einander schuldig: Zeit! Eltern müssen ihren Kindern Zeit lassen für Wachstum und Reife. Kinder sind Kinder und keine Mini-Erwachsenen. Jugendliche sind Heran-wachsende und im Garen begriffen; sie sind nicht fertig und abgeklärt. Lehrer müssen ihren Schülern Zeit lassen, dargebotenes Wissen zu verarbeiten, damit sie es sich aneignen können und es sie zum Positiven hin verändert. Ärzte müssen Geduld haben mit dem menschlichen Leib, der eben keine Maschine ist,
deren Einzelteile sich bausteinartig austauschen lassen, selbst wenn man manchmal den Eindruck hat, man nähere sich in der Medizin solchen Zuständen. Politiker müssen sich immer noch einmal an den runden Tisch setzen und verhandeln bis zum "geht nicht mehr", selbst wenn es leichter wäre, auf den Tisch zu hauen und mit geballter Faust dazwischen zu schlagen. Seelsorger erleben sich Tag für Tag als Säleute.

Und manchmai dürfen sie auch wie stolze Kornbauern sein, die an einem Sommertag übers wogende Getreidefeid biicken. Wir staunen darüber, was da alles Frucht angesetzt hat - und entdecken dahinter das große Wunder des Lebens: den, der Wachstum und Gedeihen gibt. Nein, es wäre faisch, dem Korn beim Wachsen helfen zu wollen. Fazit aus diesem Evangelium:  Natüriich müssen wir das versuchen, das tun, was uns mögiich ist - nicht weniger, aber auch nicht mehr! Dann können wir als gläubige Menschen getrost sagen: Gott, jetzt bist DU dran! Du kannst wachsen und reifen lassen, wie es für uns, für die Weit, für die Kirche, für unsere Pfarreiengemeinschaft in deinen Augen gut und richtig ist. -

Als glaubende Menschen sind wir nicht zum Erfoig verdammt. Das zu wissen, schenkt Geiassenheit. Gott sei Dank!

Amen.

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