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Die Feier vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus

Der Tod aber wird nicht das letzte Wort haben.

 

Eine tiefe Stille liegt über dem heutigen Tag.
Die Erde erbebt, der Tempelvorhang reisst mitten entzwei,
denn der Sohn Gottes steigt hinab in tiefe Finsternis
und verstummt in der eisigen Kälte des Todes.
Er steigt hinab zu unseren Ureltern Eva und Adam.
Dort sucht er uns alle,
weil wir im Schatten von Kummer und Angst,
von Krankheit und Unglück
und in der Furcht vor Krieg und Untergang leben.
Dort sucht er uns,
um mit uns zu leiden und uns zu ermutigen,
denn Gott lässt uns nicht im Stich.
Im Tod Jesu suchen wir Kraft,
denn letztlich ist auch seine Leidensgeschichte
ein Evangelium, eine Frohbotschaft.

 

Gebet zum Eingang
Herr Jesus, du hast das Leiden auf dich genommen;
weil du anecktest, weil du Menschen in Frage stelltes.
Du hast dich nicht dagegen gewehrt.
Du hast das Böse besiegt.
Wir denken heute an dein Leiden, an deine großen Taten für uns.
Sie mögen uns stark machen für unsere Wege, damit wir nicht Leid ausweichen, wenn es uns trifft.

 

 

 

 

Lesung Hebr 4,14-16; 5,7-9

 

Lied

 

Passionsgeschichte lesen Joh 18,1-19,42

 

 

Große Fürbitten

Herr Jesus Christus, du Weizenkorn, das in die Erde fiel und starb, damit wir das Leben haben. Wir rufen dich an:

I
Für alle, die sich nach dir Christen nennen.
Für die Kirchen in ihrer Spaltung und Trennung und in ihrem Bemühen um Gemeinschaft und Einheit;
für alle Frauen und Männer, denen ein besonderer kirchlicher Dienst aufgetragen ist;
für unser Bistum und unsere Gemeinden:
/ Stille /
Zieh uns alle an dich!
Hilf uns zu einem Leben nach deinem Evangelium
und zur Einheit in dir!

II
Für die Völker dieser Erde und ihre Regierungen,
für die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft,
für alle, die unter Krieg und unter Kriegsfolgen leiden, für die Verfolgten und alle, die in Unfreiheit und Unterdrückung leben.
/ Stille /
Gib den Menschen den Geist der Versöhnung
und lenke ihre Schritte auf Wege zu Gerechtigkeit und Frieden!

III
Für alle, die ihren Glauben verloren haben.
Für alle, die nicht zum Glauben finden,
weil wir ihnen den Blick auf dich verstellen.
/ Stille /
Lass das Licht deines Evangeliums hell leuchten,
und mache uns zu Zeugen deiner Frohen Botschaft!

IV
Für die jungen Menschen in unserer Gemeinde,
in den Kirchen und der ganzen Welt.
/ Stille /
Gib ihnen Halt und Zuversicht!
Lass uns so unsere Gesellschaft gestalten,
dass sie hineinwachsen können
in eine Welt und in eine Kirche,
die ihnen Leben und Zukunft ermöglichen!

V
Für alle, die auf der Schattenseite des Lebens stehen:
Für Menschen mit Behinderung und für die Kranken,
für die Senioren und Einsamen,
für die Alleinerziehenden
und für die Kinder ohne Familien,
für die Arbeitslosen und für alle,
die von uns missachtet, an den Rand gedrängt
und ausgestoßen werden.
/ Stille /
Sei ihnen nahe und führe Menschen zu ihnen,
die ein offenes Ohr und Herz haben für ihre Nöte!

VI
Für alle, die keinen Weg mehr sehen.
Für die Rat- und Hilflosen, die Obdachlosen
und für alle, die von Menschen enttäuscht,
ausgenützt und verraten wurden,
die sich in Herzensverhärtung oder Sucht geflüchtet
oder sich in Schuld verstrickt haben,
die sich von Gott verlassen fühlen.
/ Stille /
Nimm sie hinein in deinen Aufschrei am Kreuz!
Stelle ihnen Menschen zur Seite,
die ihnen eine helfende Hand reichen,
damit sie zu einem Neuanfang finden!

VII
Für alle, die unter Unrecht und Ungerechtigkeit leiden.
Für die hungernden und ausgebeuteten Völker,
die mit ihrer Hände Arbeit
und mit den Früchten ihrer Felder
unseren Überfluss schaffen müssen;
und für uns selbst, die wir Gefangene
unserer Gedankenlosigkeit
und unserer Ansprüche sind:
/ Stille /
Hilf den Arbeitgebern und Lebensmittelproduzenten,
Menschenwürde und Lebensrecht zu achten;
die Gaben der Erde miteinander zu teilen
und die ungeheure Verschwendung
von Lebensmitteln zu beenden!

 

 

 

VIII
Für die ganze Schöpfung,
die seufzt und in Wehen liegt
und der Erlösung harrt.
Für alle, die sich um ihre Erhaltung mühen,
und für alle, die unter ihrer Zerstörung leiden:
/ Stille /
Schenke den Menschen in aller Welt die Einsicht,
dass sie nur Verwalter und Teil der Natur sind
und deine gute Gabe allen gehört,
den Kindern und Kindeskindern!

IX
Für diese Welt, die seufzt und stöhnt nach Erlösung,
für die ganze leidende Menschheit unserer Zeit.
Für die blutigen Opfer des Kriegs
und der Rassenkämpfe,
für die Flüchtlinge und Heimatlosen,
für alle, die von Naturkatastrophen heimgesucht,
verunglückt auf ihrem Weg
oder in irgendeiner Gefahr schweben.
/ Stille /
Herr, Gott,
du willst das Wohl
und nicht die Vernichtung der Menschen.
Nimm weg aus unserer Mitte alle Gewalt,
lösch aus den Hass in unseren Herzen,
zügle den Trieb,
mit dem wir einander nach dem Leben trachten!
Und dass Friede sei auf Erden für alle Menschen!

 

 

X
Für die Sterbenden und die Toten,
für alle, die uns das Leben
und den Glauben weitergegeben haben.
für alle, an deren Sterben wir mitschuldig sind
durch Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit
und durch unseren Lebensstil.
/ Stille /
Führe sie durch deinen Tod
zum unverlierbaren Leben
und zu Geborgenheit und
der Erfüllung all ihrer Sehnsucht in dir!

 

 

Herr, Jesus Christus, der Vater hat dich nicht im Tod gelassen.
Er hat dich auferweckt und zu seiner Rechten erhöht.
Tritt ein für uns und bleibe bei uns auf all unseren Wegen!
Dir sei Lob und Ruhm und Preis, heute und in Ewigkeit.

 

KREUZVEREHRUNG:

Das Kreuz Christi steht heute im Mittelpunkt. Es ist zusammengesetzt aus zwei Linien. Die Senkrechte, ist die Hauptlinie. Dieser Balken weist nach oben, als wolle er eine Verbindung herstellen zwischen Himmel und Erde. Der zweite Balken, die Waagerechte, meint die Linie der Welt, unsere menschliche Sphäre. Damit verbunden sind unsere Angst und Schuld, unsere Zerrissenheit und Ohnmacht. Im Schnittpunkt kreuzen sich Weltlinie und Gotteslinie.

Christi Kreuzestod durchkreuzt unsere Kreuze und macht aus dem Fluchholz für Verbrecher ein Siegeszeichen. Der Hilflose ist zum Helfer der Menschheit geworden. Der am Kreuz Besiegte ist der wahre Sieger der Welt. Lasst uns den am Kreuz Erhöhten preisen, denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt.

 

 

Einleitung zum Vaterunser

Wir können dem Kreuz und dem Leid unseres Lebens, auch dem, was Menschen uns antun, oft nicht ausweichen. Die Osterfeier gibt uns die Zuversicht: Gott will für uns Zukunft und Leben. So legen wir unser Leben mit Jesu Worten in Gottes Hände und beten: Vater unser im Himmel, …

 

 

 

 

Segensgebet

Gott, Du hast uns erlöst;
dafür danken wir dir von Herzen.
Du hast uns auch gezeigt, wie wir unser eigenes Leiden tragen und es durch die Liebe überwinden können.
Wenn wir Gottes Liebe vertrauen und uns an sie halten, dann bleiben wir stark, auch wenn uns sonst alles im Stich lässt.
Überwinden können wir Leiden und Tod wenn wir dies zu einem Segen machen für andere, so wie Jesus es getan hat.
Dir sei Dank und Lobpreis in Ewigkeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seht, der Mensch!“ – „Seht, euer Gott!“

Besinnung zur Passion für Karfreitag

 

„Seht, der Mensch!“, ruft Pilatus der Menge zu, als der geschundene Jesus vor ihm steht.

Jetzt kann man fragen: Wen meint er damit?

Den, den sie gleich ans Kreuz nageln werden, oder die, die ihn annageln, oder sich selbst, der es zulässt, dass

sie ihn annageln?

Es passt auf alle.

 

„Seht, der Mensch!“ – Was er nicht alles aushalten muss? Was er nicht alles aushalten kann, wenn er gequält wird und jämmerlich krepiert angesichts der Sinnlosigkeit des Leids und der Sinnlosigkeit des Todes.

 

„Seht, der Mensch!“ Seht diesen Todbringer, dieses brutale Tier, das selbst zum Leid wird, das Vernichtung und Tod bringt.

Ihn trifft es umso heftiger, wenn er merkt, dass auch er selbst an der Reihe ist.

Dann, wenn die anderen die Stärkeren sind, wenn er irgendwann der Verliere ist.

 

„Seht, der Mensch!“ Er könnte diese Spirale des Leids unterbrechen.

Er könnte Leid verhindern oder abschwächen.

Aber könnte er es aus der Welt schaffen?

 

Man kann das Wort des Pilatus deuten, wie man will.

Der Blick auf das Kreuz ist brutal und schonungslos.

Es ist ein Blick auf die Verzweiflung, die um sich greift.

Es ist der Blick auf den geschundenen Menschen und

damit auf uns selbst.

Hier ist das Leid des Menschen vor uns, das keinen Sinn hat. Es ist ein Blick auf den Tod, auf das Ende, das keinen Ausweg kennt.

 

Was heute aber auch unendlich wichtig ist: „Seht, euer Gott!“

Im Kreuz können wir Gottes Solidarität mit dem leidenden Menschen entdecken.

Mit letzter Kraft spricht Jesus im Johannesevangelium am Kreuz: „Es ist vollbracht!“

Damit lenkt er unseren Blick auf eine tiefere Dimension. Bis zum letzten Atemzug möchte er uns Menschen zu erkennen geben, wie Gott ist.

So wird das „Seht, der Mensch“ zugleich zum „Seht, euer Gott!“

Im Menschen am Kreuz wird zugleich Gott sichtbar.

Da ist nicht nur ein Mensch, der verloren hat.

Da ist auch ein Gott, der am Kreuz aller Welt zeigt, dass er sich zu den Verlierern bekennt.

Er solidarisiert sich mit allen, die am Ende leer ausgehen. Und davon gibt es viele, damals wie heute.

Für all diese Menschen bringt Gott sich in Jesus ins Spiel. Er zahlt einen teuren Preis, um all unsere verlorenen Augenblicke, alle vergeblichen Hoffnungen, alle betrogenen Träume, alle verpfuschten Lebensjahre aufzufangen in seinem Sterben.

Was für ein Mensch und was für ein Gott?

Gerne hätten wir für das Drama des Karfreitags ein Happy End.

Wir bekommen es heute nicht.

Die Sinnlosigkeit von Leid und Tod wird uns nicht genommen.

Was wir bekommen, ist die Zusage, dass Gott in all den Dramen unseres Daseins in all unseren persönlichen Karfreitagen bei uns ist und mit uns an unseren Kreuzen hängt. Er gibt Leid und Tod keinen Sinn, aber er trägt es mit uns.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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