logo st benedikt
Muza Al Muniazel – Liebe Freunde in Deutschlandseit Freitag (25.3.) erhielt ich mehrere Anrufe und Emails, da viele besorgt sind ueber die politische Entwicklung in Jordanien. Es ist in der Tat ein schwarzer Freitag fuer die Reformprozesse in Jordanien. Ab 11.30 Uhr war es klar, dass es zur Eskalation am Nachmittag kommen wuerde. Es haben sich an zwei verschiedenen Plaetzen zwei grosse Demonstrationen mit verschiedenen Gruppierungen fuer unterschiedliche Ziele zusammengefunden. Es war abzusehen, dass wenn beide Gruppierungen aufeinanderprallen, mit dem Polizeiaufgebot dort, keine Kontrolle mehr ueber die Situation herrscht.

Und so ist es in der Tat leider dazu gekommen, dass beide Gruppierungen aufeinanderprallten, die Polizei nutzte Wasserwerfer und andere Methoden um alle von einem grossen Platz in Amman zu vertreiben. Dadurch haben wir mehr als 100 Verletzte und leider auch 1 Toten. Allerdings bestaetigten sowohl die Rechtsmedizin, die Staatsanwaltschaft und die Aerztliche Vereinigung Jordanien, dass die Todesursache ein Herzinfarkt war und nicht durch Gewalteinwirkung zustande kam. Dennoch haette man diesen Tod meiner Meinung nach vermeiden koennen.

Das Fernseherinterview mit dem Premierminister am abend um 8 Uhr und die anschliessenden Pressekonferenzen konnten die politische Lage nicht beruhigen. Der Premierminister wirft den Islamisten vor, sie wuerden von Hamas in Syrien und der Islamischen Bruderschaft in Aegypten gesteuert, was sie allerdings vehement bestreiten. Ergebnis dieses politischen Debakels: 16 namhafte Persoenlichkeiten, die gerade gewaehlt worden sind um den nationalen Dialog und die politischen Reformen anzutreiben, haben ihren Ruecktritt erklaert und sich an die Seite der Demonstranten der Jugendgruppe "24. Maerz" angeschlossen.

Wir hoffen sehr, dass diese Ereignisse nicht zu Instabilitaet und Gewalt auf der Strasse fuehren. Wir sind in Jordanien mehrheitlich entschlossen, die Verhaeltnisse in Aegypten, Lybien, Jemen und Tunesien nicht bei uns zu haben.

Wir wollen Reformen, aber die Gewalt darf kein politisches Mittel zur Auseinandersetzung sein.

Ob das uns hier gelingt wird sich in den naechsten Wochen und Monaten zeigen.

Wir an der Schnellerschule, sowie alle unsere Volontaere aus Deutschland und der Schweiz sind wohlauf, allerdings mussten wir die Kinder am Donnerstag nach Hause schicken, da wir uns nicht darueber im Klaren waren, wie die politische Lage sich entwickeln wuerde. Unterrichtsausfall wird jetzt am Sonntag nachgeholt.

Diese Ereignisse zeigen uns auch, wie wichtig es ist, den Kindern Wege zur gewaltfreien Kommunikation zu zeigen.

Dies sind Informationen in Kuerze, in der Hoffnung auf etwas ruhigere Zeiten in Jordanien,

mit herzlichen Gruessen aus der TSS,

Musa Al Munaizel

­