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“Ein bisschen Freude braucht der Mensch", so lautete vor Jahrzehnten der Titel eines damals bekannten undbeliebten Schlagers. Das klingt einleuchtend: Bei all den Aufgaben, Problemen und Schwierigkeiten, die dasLeben mit sich bringt und die zum Leben einfach dazu gehören, brauchen wir immer wieder einmal etwas. wasuns freut, was uns froh macht, damit unser Leben ein sinnvolles, ein gelingendes, ein erfülltes Leben sein kann.

Liebe Schwestern und Brüder!

Als ich vor 40 Jahren zum Priester geweiht wurde, setzte ich als Leitspruch auf mein Primizbildchen zwei Sätze aus den Korintherbriefen des Apostels Paulus: „Wir-verkündigen Jesus Christus, den Gekreuzigten; denn nicht Herren über euren Glauben wollen wir sein, sondern Diener eurer Freude." Kreuz und Freude - wie soll das zusammenpassen? Sind das nicht unüberbrückbare Gegensätze? Kreuz und Freude - wenn dieser Zusammenhang überhaupt einen Sinn ergeben soll, dann muss mit Freude etwas anderes, etwas viel Tieferes gemeint sein als das, was wir gewöhnlich darunter verstehen. Es muss etwas anderes, etwas viel Tieferes. gemeint sein als bloßer Spaß, oberflächliche Fröhlichkeit oder gar zynischer Galgenhumor; "Die Freude am Herrn ist eure Starke", hieß es in der ersten Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Nehemia.

Die Freude an Gott ist unsere Kraft - da stoßen wir auf die tiefste Quelle unserer Freude. Wer sein Leben auf Gott baut, in dessen Hand unser Leben geborgen ist, der unser Leben begleitet, führt und trägt, wer verwurzelt ist im Glauben an diesen Gott des Lebens, der kann etwas von jener tiefsten Freude
erspüren, die uns Menschen geschenkt werden kann. Das ist die vollkommene Freude, von der Jesus im Evangelium spricht. Sie meint ganz bestimmt nicht, dass wir den ganzen Tag mit lachenden Gesichtern durch die Gegend laufen und alle, die uns begegnen, anhimmeln und anstrahlen: „Freu dich, denn Jesus liebt dich!" Nein, diese tiefste Freude bewahrt sich gerade auch angesichts der Widrigkeiten des Lebens, in Situationen, in denen uns wirklich nicht zum Lachen zumute ist: im tapferen Durchtragen eines harten Schicksalsschlages, einer schweren Krankheit, eines schmerzlichen Verlustes.

Christliche Freude verschließt nicht die Augen vor dem Leid, sie geht nicht am Leid vorbei, sondern sie geht mitten durch das Leid hindurch, sie bewahrt sich im Leid. Da stoßen wir auf den Zusammenhang von Kreuz und Freude. Wir Christen gehen sozusagen mit einem lachenden und einem weinenden Auge durch die Welt: wir leiden mit am Leid der Welt, das gerade in unseren Tagen immer mehr überhand zu nehmen droht, wir verdrängen nicht die leidvollen Situationen unseres eigenen Lebens; aber wir wissen, dass wir in allem Leid und Schmerz geborgen sind in der guten Hand Gottes.

Als bei mir selbst vor über 25 Jahren völlig unerwartet ein bösartiger Nierentumor diagnostiziert wurde, war ich selbst erstaunt, was für eine Kraft ich damals verspürt habe, mich dieser Realität zu stellen. Da bekam dieser Satz "Die Freude an Gott ist unsere Kraft" nochmals eine ganz neue, unerwartete Tiefe und Bedeutung. Diese Freude meint auch der Apostel Paulus, wenn er aus dem Gefängnis, mit gefesselten Händen sozusagen, der Gemeinde von Philippi zuruft: "Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch!"

Seine Begründung: "Der Herr ist nahe." Natürlich lässt sich solche Freude nicht einfach befehlen. Nicht vorhandene Freude vorzuspielen würde verkrampft, unecht, verlogen wirken. Nein, Paulus ruft die Christen, ruft uns auf: verwurzelt, verankert euer Leben immer mehr, immer tiefer in Gott, im Glauben an Jesus Christus, dann-werdet ihr die Freude erfahren, die euer Leben prägen und durchdringen kann. Wenn in den vergangenen zwei Jahren in meinem Dienst in der Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal vielleicht ab und zu etwas vom der Freude des Glaubens spürbar werden konnte, die mein Leben und meinen priesterlichen Dienst trägt, dann danke ich Gott dafür.

Und ich danke heute allen, die sich in diesen beiden Jahren in unserer Pfarreiengemienschaft und ihren Gemeinden engagiert haben, dass ich bei allen Anforderungen und Belastungen des Amtes meinen Dienst mit Freude tun konnte. Es sind ja so viele, die sich einbringen und dadurch beitragen, dass unsere Gemeinden, dass unsere Pfarreiengemeinschaft und der Glaube in ihr lebendig bleibt. Den vielen, vielen Aktiven darf ich heute ein herzliches Wort des Dankes, ein herzliches Vergelt's Gott sagen: unserer Pastoralreferentin Marion Mack, unserem Gemeindereferenten Dominik Gehringer, unserer pastoralen Mitarbeiterin Uta Deitert; denen, die Dienste als Küster, als Hausmeister, als Kommunionhelfer und Lektoren, als Ministranten, als Organisten und Musiker übernehmen; denen, die die Kirchenreinigung, die Kirchenwäsche und den Blumenschmuck besorgen, den Leitern der Verbände und Gremien; allen, die sich für die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Festen und sozialen Aktionen engagieren. Danken möchte ich nicht zuletzt Ihnen allen, die Sie als treue Gottesdienstbesucher Ihre Verbundenheit mit Jesus Christus und seiner Kirche bezeugen. Ich danke allen, die mich vom ersten Tag meiner Tätigkeit in der Pfarreiengemeinschaft an mit offenen Armen aufgenommen, angenommen, mit ihrem Wohlwollen und ihrer Zuneigung begleitet haben. Ihnen allen sage ich ein herzliches, ein dankbares Vergelt's Gott. Sie alle haben dazu beigetragen, dass ich gerne Pfarrer im Dürrbachtal war und diese Zeit in dankbarer Erinnerung behalten werde. Ich darf aber auch offen gestehen, dass dieser Einsatz Kraft gekostet hat, mich zuweilen auch an meine Grenzen geführt hat, so dass ich mich nun ehrlich auf den Ruhestand freue, der ja für einen Pfarrer ohnehin nicht im Nichtstun bestehen wird.

Liebe Schwestern und Brüder, die Freude aus dem Glauben, die Freude an Gott werden Sie, werden wir alle in nächster Zeit dringend brauchen. Wieder steht eine schwierige Übergangszeit, eine Zeit der Vakanz bevor. Noch wissen wir nicht, wie der organisatorische Zuschnitt der Pfarreiengemeinschaft im Dekanat eines Tages endgültig aussehen wird. Im Augenblick wissen wir nur, dass der nächste Pfarrer, wann er auch immer kommen wird, die Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal zusammen mit der Pfarrei St. Josef Grombühl übernehmen soll.

Ich danke Herrn Pfarrer Vollmuth, dass er sich bereit erklärt hat, zum zweiten Mai innerhalb weniger Jahre die Pfarradministration im Dürrbachtal zu übernehmen. Möge auch diese Zeit des Übergangs eine Zeit neuer und großer Herausforderungen, eine fruchtbare, eine frohmachende, eine gesegnete Zeit werden! Denn, liebe Schwestern und Brüder, wir nehmen diese Gewissheit mit uns, wir tragen sie weiter: Die Freude an Gott ist unsere Kraft!

Amen.

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